Börsenwissen

Börsenwissen

 

Es sind nicht die Dinge, die WIR nicht kennen, welche UNS Verluste bringen, sondern jene Dinge, die WIR glauben zu kennen, sich aber anders darstellen…

Der Dispositionseffekt

Weswegen gerade im Daytrading oftmals profitable Trades zu früh geschlossen werden, hat einen Grund: Es ist der Dispositionseffekt. Jeder Mensch hat das Bedürfnis nach Wohlbefinden, ganz egal, ob im Trading oder in anderen alltäglichen Dingen. Wer aber Verhaltensregeln für sich entwickelt, diese emotionalen Gefühle auszublenden und rational nach seinem Konzept und seiner Strategie handelt, ist einen ganzen Schritt weiter. Verlustpositionen werden meist voll ausgesessen und Gewinnpositionen zu früh geschlossen, was gegen den Urgrundsatz „Gewinne laufen lassen und Verluste begrenzen“, klar verstößt. Dieser Effekt tritt oft nach einer längeren Verlustphase auf, da das Schmerzempfinden auf der Zeitachse zunimmt und die Sehnsucht nach einem Gewinntrade exorbitant wird. Es kommt nicht selten vor, dass nach einer solchen Verlustiere, auch Drawdown genannt, Positionen nach nur wenigen Punkten glatt gestellt werden. Diese Trader berauben sich quasi der Möglichkeit, ihre durchschnittlichen Gewinne im Verhältnis zu ihren durchschnittlichen Verlusten größer sein zu lassen.

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Spätestens hier erkennt man klar, dass die richtige Strategie alleine nicht ausreicht, um profitabel zu handeln. Genau an diesem Punkt sollte spätestens jedem klar werden, dass der professionelle Börsenhandel, unabhängig von der Strategie und den dazugehörigen Regelwerken, eine hohe Gewichtung des psychologischen Faktors hat. Es sind meist nicht die Strategien oder das Risiko- und Moneymanagement, welches über Sekt oder Selters entscheiden, sondern vielmehr ist es die Psychologie, weswegen die meisten Scheitern. Die Strategie und der Umgang mit den jeweiligen Risikoparametern sind meist relativ leicht zu erlernen, da sie meist mechanisch funktionieren.

 

 

Das Chance-Risiko-Verhältnis

Wer sich tiefgründiger mit der Börse beschäftigt, kommt an dem Begriff CRV (Chance-Risiko-Verhältnis)nicht vorbei. Gerade, wenn es darum geht, die potenzielle Chance eines Trades, im Verhältnis zum potenziellen Risiko zu setzen, ist diese Kennzahl unabdingbar. Um diese Thematik etwas zu beleuchten, möchte ich ein Beispiel geben.

Nehmen wir einmal an, wir wollen die Aktie XY kaufen, zu einem Kurs von 100 Euro. Nach unserer Strategie würden wir einen Stoppkurs bei 95 Euro setzen. Unseren Gewinn hingegen, je nach Strategie, würden wir bei 105 Euro einfahren. Somit hätten wir ein CRV von 1. Mit anderen Worten haben wir die gleiche Wegstrecke des Aktienkurses zum Ziel, wie zum Stoppkurs.

Berechnung:

Chance: 105 (Möglicher Profit) –  100 (Einstiegskurs) = 5

Risiko:    100 (Einstiegskurs) –105  (Stoppkurs) = 5

CRV:       5 (Chance) / 5 (Risiko) = 1

Ein CRV sollte nicht blind gesetzt werden, sondern je nach Strategie und Wahrscheinlichkeit gesetzt werden. Viele Anfänger setzen sich eine zu hohe Chance im Verhältnis zum potenziellen Risiko und werden somit häufiger aus dem Markt geworfen.

Als negatives Beispiel kaufen wir erneut die Aktie XY zu einem Kurs von 100 Euro. Unser Stoppkurs sitzt wieder bei 95 Euro, jedoch unsere potenzielle Gewinnmarke bei 150 Euro. Nach unserer Berechnung hätten wir in diesem Fall ein CRV von 0,1 (1:10). Mit anderen Worten bedeutet das, dass wir im Gewinnfall 10-mal so viel Gewinnen, wie wir im Verlustfall verlieren.

Es gibt sicherlich Strategien, in denen so eine Wette aufgeht, jedoch ist die Trefferquote bei einem zu hoch gesetzten CRV eher niedriger, da die Wegstrecke zum Stoppkurs einfach um das Zehnfache kürzer ist.

 

Der Trend als Vorteil

Um im Börsenhandel dauerhaft profitabel zu handeln, ist es unabdingbar einen Vorteil zu haben. Wie bereits eben schon erwähnt, gibt es mehrere Möglichkeiten einen Vorteil zu haben. Ein Vorteil kann eine immer wiederkehrende Schwankungsbreite in einem Rohstoffmarkt sein oder ein bestimmtes Chartmuster, welches nach bestimmten Parametern eine profitable Trefferquote erzielt.

Der Vorteil meiner Handelsphilosophie ist einzig und allein der Trend, egal ob er aufwärts oder abwärts gerichtet ist. Ein Aufwärtstrend generiert sich, weil mehr Käufer als Verkäufer im Markt aktiv sind, analog dazu im Abwärtstrend. Wenn wir bei einem Aufwärtstrend bleiben, ist stets auffällig, dass dieser steigende Hoch- und Tiefpunkte aufweist und genau diese Erkenntnis bildet meinen Vorteil. Mit einem Vorteil zu handeln, ist quasi mit dem Rückenwind beim Segeln zu vergleichen. Es ist immer etwas wahrscheinlicher, dass ein Trend seine Primärrichtung fortsetzt als dass er bricht. Dieser Vorteil ist allerdings sehr klein und somit nur funktional unter der Berücksichtigung der zu ihm passenden Regelwerke sowie Risikoparametern.

Ein Vorteil kann falsch angewendet schnell zu einem Nachteil werden, wenn man beispielsweise das CRV (Chance Risiko Verhältnis) falsch wählt, wie bereits im vorherigen Abschnitt erläutert. Viele Trader sind der Meinung, wenn sie mit einem hohen CRV handeln, beispielsweise 4:1 und bei einer Trefferquote von 50 Prozent, dauerhaft profitabel handeln. In diesem Fall würde der Trader beispielsweise 100 Euro riskieren und einen Profit von 400 Euro einfahren, wenn der Markt das Kursziel bestätigt.

Da in diesem Fall der Markt eine viel kürzere Wegstrecke zum Stopp hat, ist es jedoch viel wahrscheinlicher, dass er sich den Stopp holt, als dass er das Kursziel nimmt, da die Distanz zum Ziel vier Mal so hoch ist. Ein optimal gewähltes CRV sollte meiner Meinung nach nicht kleiner als eins und nicht viel größer als zwei sein, um seinen Vorteil ausspielen zu können.